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 Mo, 18. Okt. 2021

Prof. Karlsson erhält DFG-Förderung für Projekt zur Maßnahmenforschung während Pandemien

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Prof. Martin Karlsson, Inhaber des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomik, erhält eine DFG-Förderung für sein Forschungsprojekt zu gesundheitlichen und ökonomischen Folgen von Schulschließungen und weiteren nicht-pharmazeutischen Interventionen (NPIs) während Pandemien, mit einer Anwendung auf die Influenza-Pandemie von 1918-1919 in Schweden.

Im Projekt geht es um die Beantwortung von drei Hauptforschungsfragen: (1) Haben die NPIs, insbesondere Schulschließungen, die beabsichtigte Auswirkung auf die Ausbreitung der Pandemie gehabt? Unter welchen Umständen und in welchen Bevölkerungsgruppen sind die Maßnahmen besonders wirksam? (2) Welche langfristigen Folgen hatten Schulschließungen für Schulkinder - bezogen auf das Bildungsniveau, die Arbeitsmarktergebnisse und andere für den sozioökonomischen Status relevanten Indikatoren? (3) Wie wirkt sich die lokale Verteilung der politischen Macht auf die Neigung aus, NPIs zu erlassen? Ist es einfacher, harte Maßnahmen durchzuführen, wenn die politische Macht in wenigen Händen konzentriert ist, und gibt es Anzeichen dafür, dass ein Interessenkonflikt zwischen den Eliten in der Gesellschaft und den breiten Massen besteht?

Dazu wird im Rahmen des Projekts eine einzigartige historische Datenbank aufgebaut, die sowohl äußerst detaillierte und genaue Informationen auf individueller Ebene (Demografie, sozioökonomischer Hintergrund, Wohnort / Schulort, Arbeitsmarktergebnisse usw.) als auch detaillierte und hochqualitative aggregierte Informationen über den zeitlichen Verlauf und die Intensität der Pandemie, Maßnahmen zu ihrer Eindämmung und eine große Anzahl von Hintergrundvariablen enthält.

Der Datensatz wird die gesamte schwedische Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt (5,4 Millionen) und alle 2.500 Gemeinden abdecken.

Das Projekt wird als internationale Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler:innen in Deutschland und Dänemark durchgeführt. Es zielt insbesondere darauf ab, komplementäre Kompetenzen in verschiedenen Bereichen zusammenzuführen. Dadurch wird es ermöglicht, umfassende Datensätze zu erstellen und die Daten unter Verwendung modernster ökonometrischer Techniken mit einem umfänglichen Verständnis des historischen Kontextes und der verschiedenen relevanten Literaturen auszuwerten.

Die Ergebnisse des Projekts werden für die Wissenschaft sowie für politische Entscheidungsträger:innen und andere gesellschaftliche Akteure von großer Relevanz sein. Die Spanische Grippe weist - neben bemerkenswerten Unterschieden - markante Ähnlichkeiten mit der COVID-19-Pandemie auf und stellt daher eine vielversprechende Fallstudie dar, um einige der tieferen Auswirkungen der heute ergriffenen Maßnahmen zu verstehen.