Laudatio Töpfer

Laudatio Töpfer

Am Freitag, den 13.12.2002, verlieh der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Essen, Herrn Bundesminister a.D. Prof. Dr. Dr. e.h. Klaus Töpfer die Ehrendoktorwürde. Die Veranstaltung fand im Glasspavillon der Universität statt.

Nach der Begrüßung durch den Rektor der Universität Essen Prof. Dr. Karl-Heinz Jöckel, hielt Prof. Dr. Dieter Schmitt vom Lehrstuhl für Energiewirtschaft eine Laudatio. Schließlich überreichte der Dekan des FB Wirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Ludwig Mochty, Herrn Töpfer die Ehrendoktor-Urkunde. Anschließend hielt Herr Töpfer eine Ansprache zu dem Thema

"Die Lösung der globalen Umweltprobleme: Schicksalsgemeinschaft zwischen Industrieländern und Dritter Welt"

Geschloßen wurde die Veranstaltung mit einem Empfang. Sie können im folgenden die Laudatio von Univ.-Prof. Dr. D. Schmitt nachlesen.
 

Anrede

Magnifizenz,
Spektabilitäten,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Gäste,
liebe Kolleginnen, Kollegen und Studierende
sehr verehrter, lieber Herr Töpfer!

Es ist für mich eine große Ehre – und zugleich Freude und Genugtuung, dazu auserkoren zu sein, Sie – sehr verehrter, lieber Herr Töpfer – als den heute durch unsere Fakultät Auszuzeichnenden würdigen zu dürfen.

Die Verleihung der Ehrendoktorwürde anerkennt Ihr Lebenswerk, Ihren beharrlich und konsequent inzwischen über fast ein halbes Jahrhundert verfolgten Einsatz für den Schutz der Umwelt, insbesondere aber Ihr Eintreten für eine zugleich ökologisch befriedigende, wie ökonomisch vertretbare und sozial ausgewogene Lösung der immer drängenderen globalen Umweltprobleme, und dies unter besonderer Berücksichtigung der Belange der Dritten Welt.

M.s.v.D.u.H.

Bundesminister a.D. Prof. Dr. Klaus Töpfer, verheiratet, drei Kinder, wurde am 29. Juli 1938 in Waldenburg / Schlesien geboren und wuchs nach dem Krieg in Höxter/Weser auf. Hier legte er auch im Jahre 1959 am König-Wilhelm-Gymnasium sein Abitur ab. Nach Ableistung des Wehrsdienstes (letzter Dienstgrad: Leutnant der Reserve) studierte er Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Mainz, Frankfurt/M sowie Münster, Examen 1964 als Diplom-Volkswirt. Danach trat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in das Zentralinstitut für Raumplanung an der Universität Münster ein, wo er auch im Jahre 1968 mit „summa cum laude“ promovierte, und zwar mit einer Dissertation zum Thema: „ Regionalpolitik und Standortentscheidung. Die Beeinflussbarkeit privater Pläne, dargestellt an der unternehmerischen Standortentscheidung.“ Es ist mir eine besondere Freude, heute unter unseren Gästen nicht nur eine Reihe renommierter früherer Kollegen von Herrn Töpfer, sondern auch den seinerzeitigen Leiter des Zentralinstituts für Raumplanung an der Universität Münster und Doktor- sowie Ziehvater von Klaus Töpfer, Hans K. Schneider begrüßen zu können. Hierbei darf ich erwähnen, dass es auch mir vor meinem Ruf nach Essen vergönnt war, nach dem Wechsel von Hans K. Schneider an das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität Köln viele fruchtbare Jahre unter ihm arbeiten zu können.

1970 übernahm Klaus Töpfer die Leitung der volkswirtschaftlichen Abteilung des Instituts, um allerdings schon ein Jahr später zum Leiter der Abteilung Planung und Information in der Staatskanzlei des Saarlandes berufen zu werden.

1978 folgte Klaus Töpfer einem Ruf an die Universität Hannover, und zwar als Inhaber und Direktor des Instituts für Raumforschung und Landesplanung. Schon ein Jahr später ereilte ihn jedoch erneut der Ruf der Politik, und zwar in Form eines Angebots des seinerzeitigen Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz, Bernhard Vogel, als Staatssekretär in das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Umwelt einzutreten. Dieser Verlockung vermochte er nicht zu widerstehen. 1985 wurde ihm sodann die Leitung des Ministeriums angetragen. In dieser Funktion hatte er sich sofort in der Bewältigung eines der bisher größten Lebensmittelskandale in der Bundesrepublik zu bewähren.

Von der Landespolitik wechselte er 1987 in die Bundespolitik und übernahm das Amt des Bundesumweltministers. Nach der ersten gesamtdeutschen Wahl wurde er 1990 in diesem Amt bestätigt. Im selben Jahre wurde er auch in den Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis 1998 angehörte. Nach der Vereinigung oblag ihm nicht zuletzt die prekäre Aufgabe, die katastrophalen Umweltzustände in Ostdeutschland grundlegend zu sanieren. Die über vier Jahrzehnte kumulierten Belastungen von Böden, Gewässern und Luft sowie der Raubbau an den übrigen natürlichen Ressourcen zählten zu den schlimmsten Hypotheken, die die Bundesrepublik nach der Vereinigung zu bewältigen hatte. Rückblickend darf festgestellt werden, dass Klaus Töpfer hierzu mit seinem bereits Anfang 1991 vorgestellten Aktionsprogramm „Ökologischer Aufbau“ innerhalb weniger Jahre einen beispiellosen Beitrag geleistet hat.

Auch ich selbst durfte während dieser Zeit als einer seiner Berater an der Lösung der anstehenden Probleme mitwirken.

In seiner Funktion als Bundesumweltminister oblag es Klaus Töpfer, die Bundesrepublik Deutschland nicht nur in den Europäischen Gremien, sondern auf internationaler Ebene insbesondere auch bei der ersten Konferenz der Vereinten Nationen „Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro im Jahre 1992 zu vertreten, die als entscheidende Weichenstellung für die Einleitung internationaler Vereinbarungen zum globalen Klimaschutz anzusehen ist, sowie 1994/5 als Vorsitzender der UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung, deren Aufgabe in der konkreten Umsetzung der Rio-Beschlüsse bestand.

Im Zuge der Regierungsneubildung gab Klaus Töpfer 1994 das Umweltressort an Angela Merkel ab und übernahm selbst die Leitung des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und in dieser Funktion auch die Verantwortung für den Umzug von Bundesregierung und Parlament nach Berlin. Gleichzeitig leitete er die deutsche Delegation auf der Weltsiedlungskonferenz „Habitat II“ 1996 in Istambul. Hierbei war es nicht zuletzt sein Verdienst, dass sich die Staatengemeinschaft auf eine gemeinsame Strategie verständigte.

Dabei blieb Klaus Töpfer trotz Wahrnehmung dieser bundespolitischen Aufgaben auch weiterhin in seiner Partei maßgeblich aktiv. Ausdruck hierfür ist einerseits, dass die saarländische CDU ihr langjähriges Mitglied 1989 zu ihrem Spitzenkandidaten und Landesvorsitzenden kürte, und dass er 1992 als Mitglied in das Präsidium der CDU Deutschland berufen wurde.

Im Jahre 1998 beschritt Klaus Töpfer seine bislang letzte entscheidende berufliche Veränderung: Er folgte dem Angebot von UNO-Generalsekretär Kofi Annan zur Übernahme des Amtes des Exekutiv-Direktors des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) sowie gleichzeitig des Leiters des UNO-Zentrums für Wohnungs- und Siedlungsfragen (HABITAT) in Nairobi. Als wesentliches Motiv für die Übernahme internationaler Verantwortung im Umweltbereich kann für Klaus Töpfer die Erwartung angesehen werden, in dieser Funktion seinem sich immer stärker entwickelnden Engagement für die weltweiten Belange des Umweltschutzes dienen zu können. Es ist als Indiz für sein erfolgreiches Wirken anzusehen, dass ihn die UN-Generalversammlung in dieser Funktion im November 2001 für eine zweite vierjährige Amtszeit bestätigt hat.

Klaus Töpfer erhielt während der vergangenen Jahrzehnte zahlreiche Ehrungen, stellvertretend seien genannt:

  • Bundesverdienstkreuz 1986,
  • Großes Bundverdienstkreuz 1989,
  • Ehrenpreis für Umweltschutz der italienischen Umweltvereinigung Associacione ambiente e Lavoro, 1992;
  • Honorarprofessur der Tongij University, Shanghai, 1997,
  • Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband 1997,
  • Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Cottbus 1998;
  • Umweltpreis 1999 der Stiftung Europäisches Naturerbe (Euronatur);
  • Umweltpreis des TÜV-Rheinland-Pfalz 2000,
  • Bruno–H.–Schubert – Preis für seinen Einsatz für den globalen Umweltschutz, überreicht im Juni 2002 im Frankfurter Römer;
  • Deutscher Umweltpreis 2002 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Ende Oktober in Magdeburg.


Das Lebenswerk Klaus Töpfers ist für Deutschland im Gegensatz etwa zu den USA durchaus ungewöhnlich. Es ist gekennzeichnet durch eine gelungene Symbiose von Wissenschaft – in diesem Falle Wirtschaftswissenschaft – und Politik. Es ist ihm gelungen, auf den unterschiedlichsten Stufen seiner politischen Karriere seine bereits als Wissenschaftler in der Politikberatung verfolgten Ambitionen und die hierbei gewonnenen Erkenntnisse einzubringen. Dabei musste er – seiner Zeit weit voraus – allerdings bisweilen erfahren, dass ihm die Politik nicht schnell genug zu folgen vermochte. Dies gilt beispielsweise für den Versuch, bereits in den siebziger Jahren sog. marktwirtschaftliche Instrumente z.B. in Form von Kompensationslösungen im Umweltschutz auf Landesebene einzuführen. Wenn aber ähnliche Überlegungen zum Einsatz flexibler Mechanismen unter seiner maßgeblichen Mitwirkung zwei Jahrzehnte später wieder, und zwar nunmehr im internationalen Raum, aufgegriffen wurden und sich inzwischen weltweit durchsetzen, so ist dies als Beleg dafür anzusehen, wie konsequent Klaus Töpfer seine einmal für richtig erkannten Überzeugungen verfolgt hat. Er verbindet damit bei der Verfolgung selbst schwieriger politischer Ziele Eignung und Neigung. Daher kann er geradezu als Paradebeispiel dafür gelten, dass auch dem Wissenschaftler die erfolgreiche Absolvierung einer politischen Karriere keinesfalls verschlossen ist. Im Gegenteil, er steht stellvertretend dafür, in wie starkem Maße wissenschaftliche Basierung gute und erfolgreiche Politik beflügeln und sicherstellen kann. Seine Entscheidung für die Politik ist daher keineswegs als Absage an die Wissenschaft anzusehen. Hierfür spricht seine Bereitschaft, parallel zu seinen vielfältigen politischen Verpflichtungen, seine Lehrtätigkeit fortzusetzen, auch wenn ihm spätestens mit der Übernahme führender Verantwortung auf Ministerebene klar geworden sein muss, dass die Politik gerade in so schwierigen Bereichen wie dem Umweltschutz, kaum Spielraum belässt, weiterhin intensiv wissenschaftlichen Ambitionen nachzugehen. Dies gilt insbesondere, wenn dieses Amt auch die Zuständigkeit für Reaktorsicherheit und Strahlenschutz umfasst. Klaus Töpfer hat es aber immer wieder beispielhaft verstanden, auch komplexe von ihm zu vertretende politische Inhalte analytisch zu durchdringen und die hieraus abzuleitenden Entscheidungen wissenschaftlich zu begründen. Dabei wird immer wieder seine Überzeugung deutlich, dass weiteres wirtschaftliches Wachstum nur in Verbindung mit technologischem Wandel und nur im Gleichklang mit Erfordernissen der Ressourcenschonung möglich ist. Möglicherweise ist nicht zuletzt als einer der Schlüssel für seinen Erfolg gerade im Verhältnis zur Wirtschaft anzusehen, dass er beharrlich zu überzeugen vermochte und immer als fairer, verlässlicher und kooperativer Partner angesehen wurde. Dabei pflegte Klaus Töpfer – wie mir langjährige Weggefährten anvertraut haben – ein ausgesprochen kollegiales Verhältnis zu seinen Mitarbeitern verstand sich selbst in seiner ministerialen Funktion stets offen für Anregungen sowie kritische Reflexion im Hinblick auf die Lösung anstehender Probleme. Er. Er suchte den Dialog innerhalb seines Hauses, mit der Wissenschaft ebenso wie mit der Wirtschaft und Non Governmental Organisations.

Die intensive wissenschaftliche Beschäftigung mit Problemen der Raumordnung und Landesplanung sowie die hierbei gewonnenen konkreten Erfahrungen mit Entwicklungsprozessen in Ländern der Dritten Welt führte Klaus Töpfer bereits frühzeitig fast zwangsläufig zur Auseinandersetzung mit den umfassenderen Fragen des Umweltschutzes, denen er fortan den ihnen seiner Meinung nach gebührenden Stellenwert in der Politik zu verschaffen suchte, aber auch der Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen Umweltschutz und wirtschaftlicher, sozialer und gesellschaftlicher Entwicklung der Volkswirtschaft. Hierbei vertrat er stets die Position, dass Ökologie und Ökonomie einander ergänzen und auch kein Widerspruch sein müssen, vor allem wenn neben den direkten auch die indirekten Nutzen umweltgerechter Produktion adäquat in die Überlegungen einbezogen werden, wenn ökologischen Erfordernissen im Rahmen von Reinvestitionszyklen entsprochen wird, und sich die Wirtschaft auf langfristig verlässliche Rahmendaten einstellen kann.

Kompromisslos setzte er sich dabei für die Idee des integrierten Umweltschutzes ein, d.h. der Internalisierung der von Produktion, Vermarktung, Verwendung und Entsorgung sämtlicher Produkte ausgehenden Umweltwirkungen, wie dies in den Vermeidungs- und Verwertungsgeboten des unter seiner Leitung 1993 konzipierten Kreislaufwirtschaftsgesetzes zum Ausdruck kam. Dabei brachte es nicht erst sein Wechsel in die Leitung des weltumfassenden „UN-Environment-Programme“ mit sich, dass sich sein Blick immer stärker auf die grenzüberschreitenden, und hierbei vor allem auf die globalen Aspekte des Umweltschutzes konzentrierte. Es ist vielmehr kennzeichnend, dass er bereits als Bundesumweltminister 1992 die weltweit erste FCKW-Verordnung zum Schutze der Ozonschicht und 1993 die weltweit strengsten Dioxin-Grenzwerte auf den Weg brachte. Dieses Denken Klaus Töpfers in globalen Zusammenhängen wird aber noch deutlicher im Rahmen des von ihm konzipierten ersten Klimaberichtes der Bundesregierung, in dem diese 1993 das bereits auf der UN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro von ihm abgegebene Versprechen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes um 25 – 30% bis zum Jahre 2005 aufgriff und damit die seitherige Vorreiterrolle der Bundesrepublik im Hinblick auf den Klimaschutz begründete. Damit darf er aber auch als einer der Väter für das Zustandekommen der Klimarahmenkonvention angesehen werden, die als die entscheidende Weichenstellung im Hinblick auf die Lösung eines der zentralen weltweiten Umweltprobleme anzusehen ist, selbst wenn deren inhaltliche Präzisierung trotz einer ganzen Serie von Folgekonferenzen auch heute bei weitem noch nicht abgeschlossen ist.

Klaus Töpfer erwies sich einerseits als kompromissloser Verfechter des Prinzips der Gefahrenabwehr ohne Rücksicht auf die hiermit verbundenen Kosten, nicht nur wie im Falle FCKW oder Dioxin sondern auch , wenn er nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl die Durchsetzung sehr niedriger Grenzwerte – notfalls im nationalen Alleingang – einforderte und (1988) mit dem Bundesamt für Strahlenschutz eine unabhängige Überwachungsbehörde für Strahlenschutz, Sicherheit und Entsorgung einrichtete. Andererseits war in allen anderen Fällen die Orientierung am Verursacherprinzip zentrale Richtschnur seines Handelns. Dies kommt nicht nur im schon aufgeführten Kreislaufwirtschaftsgesetz und in der in seinen Zuständigkeitsbereich fallenden Novellierung der Verpackungsverordnung und des Abfallgesetzes zum Ausdruck, sondern auch in seiner eindeutigen Haltung zu illegalen Exporten von Abfall und vor allem Giftmüll vornehmlich nach Zentral- und Osteuropa. Dabei zählt Klaus Töpfer zu denen, die immer wieder – gerade zur Realisierung des Vorsorgeprinzips – den Einsatz marktkonformer Maßnahmen, nach Möglichkeit eingebettet in internationale Vereinbarungen und unterschiedlichste Formen der Kooperation auf staatlicher wie unternehmerischer Ebene, gefordert haben. So wurden die Ende der 8oer Jahre kreierten - später als sog. flexible Kyoto-Instrumente bezeichneten - Überlegungen, für deren Umsetzung in Europa erst derzeit die entscheidenden Weichenstellungen erfolgen, in Ansätzen von Klaus Töpfer bereits viele Jahre früher auf Landesebene und dann vor allem in die Debatte in Rio eingeführt.

Ich selbst erinnere mich in diesem Zusammenhang gerne daran, wie anlässlich langer, z.T. nächtlich absolvierter Flüge auf einer der Vorbereitung von Rio dienenden Dienstreise nach Südostasien, Australien und Neuseeland, die Grundüberlegungen zu Joint Implementation und CDM intensiv diskutiert werden konnten.

Am stärksten kommt seine Auffassung, dass sich heute die gravierendsten Umweltprobleme auf globaler Ebene stellen und wegen ihrer vielfältigen Implikationen international abgestimmter Lösungen bedürfen, in seiner Haltung zu den Problemen einer Gefährdung des weltweiten Klimas zum Ausdruck. Dies gilt nicht zuletzt für die hiervon ausgelösten Folgen im Hinblick auf z.B. die Zunahme der Wüstenbildung, die Verknappung der Süßwasservorräte, Überschwemmungen und Erosion, alle samt Probleme, von denen kein Land der Erde unberührt bleiben dürfte, die aber in ganz besonderem Maße für die unterprivilegierten Menschen in der Dritten Welt gelten. Angesichts der Größenordnung der von weiterhin ungehinderten Emissionen klimarelevanter Spurengase für das weltweite Klimageschehen ausgehenden – wenn auch noch so ungewissen - Bedrohung sowie der überragenden Bedeutung der Industrieländer für deren Entstehung war Klaus Töpfer einer der ersten auf der internationalen Bühne, der nicht nur ernsthafte, frühzeitige Klimaschutzstrategien einforderte, sondern hierbei auch in besonderem Maße die industrialisierten Länder in die Pflicht nahm, von ihnen eine Abkehr von der aggressiven Überbeanspruchung der Umwelt verlangte und sogar für weitreichende nationale Vorleistungen plädierte. Dabei weist Klaus Töpfer nicht erst seit Rio und auch auf sämtlichen Folgekonferenzen besonders auf das ungleiche Betroffensein von Nord und Süd und die besonderen Pflichten der Industriestaaten für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Länder der Dritten Welt hin, die aller Voraussicht nach besonders stark von den Folgen globaler Klimaänderungen belastet wären und gleichzeitig besonders ungünstige Voraussetzungen aufweisen, diesen Problemen adäquat zu begegnen. Umweltschutz kann seiner Meinung nach nur mit einer gleichzeitigen Armutsbekämpfung und nur durch die Verwirklichung ökologischer und sozialer Gerechtigkeit über alle Staatsgrenzen hinweg erfolgreich angegangen werden. Es bleibt vor diesem Hintergrund zu hoffen, dass der nunmehr geplante innereuropäische Emissionshandel durch die Einbeziehung von Joint Implementatione und CDM angereichert werden kann, nicht nur weil sich dies auf lange Sicht als effektiver und effizienter erweisen dürfte sondern vor allem weil nur dies den für die Entwicklung der Dritten Welt unverzichtbaren KnowHow- und Kapitaltransfer sicherzustellen vermag. Daher verwundert es nicht, dass sich Klaus Töpfer dem Gedanken der nachhaltigen Entwicklung in besonderem Maße verpflichtet sieht, nicht im Sinne einer Verabsolutierung ökologischer Zielsetzungen, sondern der gleichrangigen Verfolgung einer zugleich ökologie- wie ökonomie- und sozialverträglichen Entwicklung. Dieser multidimensionale Charakter der weltweit drängendsten Probleme wurde nicht zuletzt auch auf der jüngsten Weltkonferenz der Vereinten Nationen in Johannesburg immer wieder betont, in deren Mittelpunkt erneut Klaus Töpfer gestanden hat. Er dürfte seine schon im Jahre 1993 in einem Thesen-Papier zum Ausdruck gebrachten Vorstellungen, in dem er vorgeschlagen hat, die Ordnungsidee der sozialen Marktwirtschaft um eine ökologische Dimension und den sozialen um einen ökologischen Generationenvertrag zu erweitern, in ganz besonderem Maße in die Beratungen des Rats für nachhaltige Entwicklung einbringen, in den ihn Bundeskanzler Schröder Anfang 2001 berufen hat.

Mit der Verleihung des Dr. rer. pol. e.h. würdigt der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Essen das Lebenswerk Klaus Töpfers, vor allem aber seinen Einsatz für eine zugleich ökologisch befriedigende wie ökonomisch vertretbare und sozial ausgewogene Lösung der globalen Umweltprobleme und sein vorbehaltloses Eintreten für die Belange der Länder der Dritten Welt.

Wir ehren in Klaus Töpfer einen unbeirrbaren Streiter für die Lösung möglicherweise der Schicksalsfragen der Menschheit schlechthin, einen Botschafter, der das Ansehen der Bundesrepublik in der Staatengemeinschaft nachhaltig gemehrt hat.

Sehr verehrter, lieber Herr Töpfer, nehmen Sie bereits vorab - noch vor der durch den Dekan unseres Fachbereichs vorzunehmenden offiziellen Überreichung der Ehrenurkunde – meine persönlichen Glückwünsche entgegen.

Ich wünsche Ihnen ganz im Sinne der Auszeichnung weiterhin viele Jahre erfolgreichen Wirkens.