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 Do., 22. Mai 2025

Jahrestagung Prüfungsausschüsse 2025: Wenn Recht auf Realität trifft

Wie gestalten wir Prüfungen fair, digital und zukunftsfähig? Die NRW-Jahrestagung 2025 an der Uni Duisburg-Essen zeigt: Prüfungsrecht betrifft uns alle – von der Verwaltung bis zur Lehre, von KI bis zum Rücktrittsrecht.

Prüfungsrecht – das klingt erst einmal nach Paragrafen, Protokollen und Pflichtsitzungen. Doch wer bei der diesjährigen Jahrestagung der wirtschaftswissenschaftlichen Prüfungsämter und Prüfungsausschüsse in NRW dabei war, weiß: Es geht auch anders. Am 14. und 15. Mai 2025 kamen Vertreter*innen aus dem ganzen Land an der Universität Duisburg-Essen zusammen, um sich mit der vielleicht schönsten Randdisziplin des Studiums zu beschäftigen: dem Organisieren, Begleiten und rechtssicheren Gestalten von Prüfungen.

KI in der Prüfung – Fluch, Fortschritt oder einfach Alltag?

Die Frage nach dem Umgang mit generativer Künstlicher Intelligenz zieht sich längst durch alle Bereiche – von der Lehre bis zur Verwaltung. Während Hagen und Bochum neue Prüfungsformate mit mehr mündlichen Elementen diskutierten, fragte man sich in Aachen: Wenn schon die Studierenden KI nutzen dürfen – warum dann nicht auch die Verwaltung?

Und da war er dann, der Satz des Tages: „KI ist gekommen, um zu bleiben.“

Nicht von Judith Holofernes gesungen, aber genauso wahr. Besonders bei der Erstellung von Lernergebnissen und Taxonomiestufen in Modulhandbüchern waren sich viele einig: Schöner als die KI kann das kaum jemand schreiben.

Rücktritt, Prüfungsunfähigkeit – und die Frage: Wie viel Nachsicht ist gerecht?

Wer zu einer Prüfung antritt, sie aber nicht zu Ende bringt, bewegt sich schnell im Graubereich zwischen Prüfungsversuch und Rücktritt. Besonders strittig: Wie aussagekräftig sind Atteste? Wie wahrt man Fairness, ohne Misstrauen zu säen? Die Diskussion zeigte: Nicht jeder schlechte Tag ist ein Rücktrittsgrund – aber auch nicht jede Migräne ist vorgetäuscht.

Sicherheitsstrukturen gegen Notenmanipulation – Vertrauen braucht Kontrolle

Die Manipulation von Noten an der Universität Duisburg-Essen war vielen Tagungsteilnehmenden noch präsent – und sie zeigte: Selbst gut funktionierende Systeme brauchen Sicherungen. Diskutiert wurden deshalb technische Lösungen, organisatorische Trennungen von Rollen sowie etablierte Kontrollmechanismen – vom Vier-Augen-Prinzip bis hin zu Verfahren, wie sie auch im Bankwesen üblich sind. Ziel ist es, das Vertrauen in die Prüfungsverwaltung dauerhaft zu stärken.

Verantwortung in fremden Studiengängen – wer ist zuständig?

Wenn eigene Module in andere Studiengänge integriert werden, stellt sich die Frage nach der Verantwortung für Prüfungen. Einigkeit bestand darin, dass die anbietende Fakultät auch die Prüfungsaufsicht behalten sollte – schon allein, um vergleichbare Bedingungen für alle zu gewährleisten. In Hagen ist hierzu ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg anhängig.

Organisation & Digitalisierung – zwischen QR-Code und Justizgesetz

Auch organisatorische Fragen sorgten für Gesprächsstoff: Wie oft tagen Prüfungsausschüsse? Welche Dokumente brauchen welche Unterschrift – und von wem? Und wie lässt sich Einsicht in Papierklausuren sinnvoll digitalisieren? Aachen präsentierte hierzu ein QR-Code-Projekt, das auf großes Interesse stieß – ein Beispiel dafür, wie Digitalisierung im Prüfungswesen ganz konkret helfen kann.

Fazit: Einfacher wird’s nicht – aber klarer schon

Die Jahrestagung zeigte: Gute Prüfungsverwaltung ist keine Frage der Regelungsdichte, sondern der Verständlichkeit. Besonders dann, wenn Lehrveranstaltungen und Prüfungen in einer Hand liegen und im Modulhandbuch transparent beschrieben sind.

Oder wie es ein Teilnehmer formulierte: Praktikabilität ist keine Schwäche – sondern Ausdruck kluger Gesetzesanwendung.

Neben Paragraphen und Praxis gab es in diesem Jahr aber auch Programm fürs Herz – und fürs Reviergefühl: Nachmittags besichtigten die Teilnehmenden das UNESCO-Welterbe Zollverein. Die Führung „Steigerführung mit Püttgeschichten“ bot Einblicke in die Geschichte der Zeche, inklusive Grubenhumor – allerdings ohne den traditionellen Schnaps, denn der historische Raum für den Umtrunk war derzeit leider geschlossen. Die gute Nachricht: Der Raum soll bald wiederhergestellt werden – mit Stauderbier und Schnaps, wie es sich gehört.

Den Abschluss bildete ein gemeinsames Abendessen in der Kultkneipe Die Eule – stilecht in Essen, mit ehrlicher Küche, guter Stimmung und vielen Gesprächen bis tief in die Nacht.

Die nächste Jahrestagung ist bereits in Planung – dann in Dortmund. Denn wer einmal im Prüfungsrecht steckt, weiß: Die Themen gehen nie aus. Nur der Kaffee. Und manchmal der Schnaps.